Wir leben in einer Zeit der Verwirrung, der Missverständnisse und einer Flut von Nachrichten, die tagein tagaus auf uns niederstürzen.
Wer jetzt behaupten kann, es gehe ihm ausgesprochen gut, und das alles ginge ihn nichts an, ist vielleicht ein Meister der Verdrängung oder ein wahrer Yogi. So weit auseinander und gleichzeitig so nah können Wahrheiten liegen.
In der Hermetik heißt es: „Und so mache das Feste flüchtig und das Flüchtige fest – und es wird dadurch ein untrennbares Band entstehen“. Damit ist gemeint, dass der Wechsel zwischen den Gegensätzen, diese dadurch erst richtig verbindet.
Noch weiter zurück gedacht, bedeutet es wohl, dass es die selbe Quelle bzw. den selben Ursprung hat. Denn das Eine hat sich auch in des anderen Zustand versetzt bzw. verwandelt und dadurch verstehen gelernt – wodurch es anschließend wissend wieder zurück in die Einheit findet.
Um lebendig zu sein, um lebendig zu bleiben, sollten wir demnach nichts ausschließen.
Ich glaube es kann nicht geleugnet werden, dass ein Großteil der Menschheit derzeit in einer Krise steckt.
Wir wollen uns hier an dieser Stelle nicht mit der Frage oder der sinnlosen Suche nach den Schuldigen verzetteln. Wir sollten vielmehr unseren Verstand benützen und nicht benutzt werden.
Auf der Suche nach einem Sündenbock, richten wir zu sehr den Blick, den Fokus auf die Vergangenheit, anstatt auf die Realität. Die gegenwertige Zeit und der Raum um aktiv zu agieren, zu kreieren, verstreicht dadurch ungenutzt.
Oft sind es die ganz persönlichen Emotionen, die uns handeln lassen, die nichts weiter als Prägungen der eigenen Vergangenheit sind, welche dann unsere Wahrnehmung trüben.
Das Leben spielt sich kurz vor meiner Nase, direkt unter meinen Füßen ab, und das gilt es zu nützen. Jeder dieser Momente ist erst einmal neutral und so liegt es an jedem einzelnen, initiatisch diesem Augenblick eine Imprägnierung zu geben.
Was für ein Potenzial.
Das ist die gute Nachricht. Die etwas weniger Gute ist, dass wir Menschen uns durch medial aufgeblasene Hetze sehr verunsichern lassen. Denn die beste Sache kann durch eine schlechte Nutzung den Bach runter gehen.
Es liegt ein Gefühl der Verwirrtheit und Enttäuschung sowie Schock in der Luft. Vielleicht wurde auch unser Vertrauen und unser Gefühl von Sicherheit bis auf die Basis erschüttert.
Ich persönlich habe das Gefühl, dass wir etwas an Vielfalt verloren haben. Es scheint nur mehr Recht und Unrecht zu geben.
Dabei laufen wir doch alle lieber über eine bunte Wiese, als durch eine gezüchtete Monokultur.
Immer war es die Vielfalt, die das Leben nährte. Sobald ich beginne etwas vollkommen auszuschließen, wird es zu einem großen Unbekannten, ja sogar zur Bedrohung. Wir müssen uns bewusst sein, dass jeder Ausschluss, jede Abwertung ein kleiner Tod ist und zu einer Verarmung unseres Daseins führt.
Oft ist es Furcht vor dem Fremden, das uns zu dieser krassen Trennung führt. Neugierde und Interesse sind es, die Brücken zu dem Unbekannten bauen.
Ich glaube, das wirklich große Problem derzeit liegt daran, dass jeder einzelne von uns auf so viel Unverständnis gegenüber anderen stößt. Mit kleinen Schritten müssen wir wieder lernen, Vertrauen und Stärke zu entwickeln, und einem Menschen, der vielleicht eine ganz andere Ausrichtung hat, offen zu begegnen.
Das geht nur dann, wenn wir diese sinnlosen Hierarchien aufgeben. Es sind diese künstlich implizierten Ebenen, die dieses Ungleichgewicht unter diese Menschenfamilie gebracht haben.
Niemand hat es nötig sich irgendjemanden unterzuordnen und sein Wesen gefangen nehmen zu lassen. Wir brauchen keine neuen Führer die uns in ihren Krieg schicken wollen. Die Erfahrung und die Entwicklung zeigt uns, dass wir keine Autoritäten mehr wollen.
Wir brauchen dieses Wertesystem nicht beim Gegenübertreten. Sobald ich mich auf eine Ebene mit dem Gegenüber begebe, haben wir beide schon Vertrauen und Wertschätzung gewonnen und damit etwas gemeinsam.
Erkennen wir unsere eigene Kraft, unser Potenzial und orientieren wir uns an den wahren Werten wie Liebe, Mitgefühl, Vertrauen usw.
Innere Führung als Orientierung fördert zugleich unsere Klarheit und das Selbstvertrauen, welches uns im Zuge dessen zur Selbstverantwortung anhält. Verantwortung für unser Tun kann nicht mehr an ein System von außen abgegeben werden.
Autoritäre Macht lebt von der Angstmache und der Verführung an den Glauben eines Feindbildes. Diese Manipulation und Unterdrückung entsteht aus dem Wunsch heraus, das Individuum kontrollieren zu wollen.
Besinnen wir uns vielmehr auf das, was wir mit jedem einzelnen gemeinsam haben, als auf das, was uns vielleicht trennt.
Wenn ich mich mit einem Gesprächspartner austausche, geht es niemals um Recht zu haben, es geht darum verstanden zu werden.
Viel Streit könnte beigelegt werden, wenn ich dem Gegenüber vermitteln kann, dass ich ihn verstehe, auch wenn ich nicht gänzlich seiner Ansicht sein muss. Ich muss nicht seiner Meinung sein, aber ich kann so kreativ sein, dass ich dem Menschen seinen Meinungsraum lasse und ihn alleine dafür Verständnis gegenüber bringe.
Empathie ist Verstehen.
Hass, Boshaftigkeit und Verleumdung finden ihren Ursprung darin, dass wir nicht mehr fähig sind, eine gleichwertige Stellung dem Andersdenkenden einzuräumen.
Jeder hat ein Recht auf seine Meinung. Versuchen wir nicht immer unsere eigenen Antworten zu geben, lassen wir durch wertfreies Fragen jeden selbst seine Antwort dazu finden.
Geduld spielt dabei eine grosse Rolle.
Dort wo dieser Spielraum unterdrückt wird, kommt es zu diesem Ungleichgewicht und Unverständnis, wie wir es dieser Tage erleben. Es wird jeder geradewegs gezwungen eine Abwehrhaltung einzunehmen, weil das Verbieten seiner Meinung, einer Verleugnung seiner Existenz gleich kommt. Das kann mitunter sehr bedrohlich wirken. Zwang und dergleichen entstehen dadurch, weil sich jemand über einen anderen erheben will und das existenzielle Recht auf Raum eingeengt wird.
Verwirrungen durch Falschinformationen, bewusst gelenkte und gesteuerte Meinungsmache sind dabei die treibende Kraft.
Wollen wir liebende Menschen sein, die gemeinsam tanzen, oder alleine in unseren Wohnungen sitzen, uns fürchten und in den Fernseher glotzen?
Es hat sich auch immer mehr die Tendenz herausgebildet, Dinge nicht mehr beim richtigen Namen zu nennen (dürfen).
Wenn die Bedeutung des Wortes seine Wahrheit verliert, verliert es gleichzeitig seine Existenz, und es entsteht große Verwirrung.
Jeder von uns kennt das, wenn etwas auf einmal seine Bedeutung verliert, umgedreht wird und die Welt des gesprochenen Wortes ad absurdum getragen wird.
Fragen wir uns selbst, was z.b. Solidarität für uns bedeutet. Ist es ein überzeugtes, gewolltes Miteinander für eine gute Sache, oder ist es erzwungener, blinder Gehorsam?
Wie viel Wert hat Gesundheit ohne Freiheit? Welchen Wert hat Freiheit ohne Gesundheit? Es mag gerade unmenschliche Stimmen geben, die uns auffordern, das eine zu Gunsten des anderen aufzugeben. Was für ein Akt der Gewalt an das Leben selbst!
Ich weiß, es kann nie nur eine einzige Wahrheit geben, dazu gibt es zu viele Wege wie man etwas sehen kann. Aber es geht auch sicher nicht darum, noch mehr Meinungen auszudiskutieren.
Besinnen wir uns viel mehr auf unsere Gemeinsamkeiten. Wenn wir in unsere Emotionen gehen, sind wir dadurch lenkbar.
Angst ist eine sehr starke Emotion. Angst haben kennen wir alle, und wir haben nicht alle vor dem selben Angst.
Für den Bergsteiger ist das Erreichen eines Berggipfels ein Gefühl von Freiheit. Für jenen der an Höhenangst leidet, kann das zur Panikattacke führen.
Wenn wir uns der Unterschiedlichkeit unserer Ängste bewusst werden, können wir vielleicht eher dem Handeln und Denken des Menschen mit einer sehr gegenteiligen Ansicht besseres Verständnis aufbringen. Angst lässt uns irrational agieren.
In der finsteren Nacht werden Ängste, die bei Tageslicht nicht größer als eine Fliege sind, zu einem Elefanten.
Wir sind nicht das gedruckte Wort in einem Buch, vielmehr sind wir das unbeschriebene Blatt.
Jeder von uns schreibt selbst an seiner Geschichte.
Und in der vergangenen Menschheitsgeschichte haben wir uns untereinander schon zu oft selbst vernichtet.
Der Alte Spruch: Mögen wir mehr mit der Welt, als von der Welt leben. – spricht nicht nur von den Ressourcen unseres Planeten, sondern auch von der Kreativität und Eigenverantwortung dafür, dieser Welt einen förderlichen Input zu geben.
Konzentrieren wir uns auf das, was jeder einzelne von uns kann. Geben wir dem Gegenüber seinen Raum, dann müssen wir auch nicht um unseren fürchten. Ein gutes Miteinander fängt immer bei mir selbst an. Etwas das ich mir selbst nicht geben kann, kann ich wohl schwer einem anderen gegenüber aufbringen.
Selbstliebe und Akzeptanz spielen dabei eine wesentliche Rolle. Nützen wir jedermanns Stärke und werden wir ein gutes Team.
Gemeinsam schaffen wir einfach wieder mehr. Trennung führt zur Einseitigkeit, jedes Extrem hat eine große Schwäche.
Die indischen Schriften sprechen vom Übergang des Kali-Yuga, des eisernen Zeitalters in ein Neues, in das goldene Zeitalter.
Ein wesentliches Merkmal des goldenen Zeitalters ist, dass sich nichts mehr unter den Teppich kehren lässt. Das heißt, alles was Unrecht ist, alles was Unwahr ist, kommt an die Oberfläche.
Der Teppich, der im Kali-Yuga gedient hat, ist nun schlichtweg nicht mehr vorhanden.
Ich persönlich glaube, dass das ein Grund mehr ist, warum gerade jetzt sehr viel an die Oberfläche kommt. Einmal mehr sollten wir uns unserer Gedanken und unseres Handelns bewusst sein.
Jetzt ist die Zeit initiatisch zu werden, initiatisch zu sein, d.h. Erfahrenes als Auftrag seiner Verwandlung zu machen. Mit eigener Klarheit gegen die allgemeine Verwirrtheit aufzutreten.
Die Energie ist im Raum, es liegt an jedem Einzelnen von uns, was wir daraus machen.
„Einer von vielen zu sein bedeutet, ein wesentlicher Teil vom Ganzen zu sein.“
Dieser Artikel ist in der Märzausgabe „Heilspiegel“ erschienen.
2 Gedanken zu „Gemeinsam sind wir mehr“
Liebe Magdalena,
wunderbar beschrieben! Es wird Zeit, dass wir uns die Themen von Menschen, die glauben, alles manipulieren zu können, nicht mehr aufdrängen lassen. Gehen wir in die Stille, in den Garten, betrachten wir das Selbstverständliche, aber gleichwohl Wunderbare, schicken wir unsere Gedanken lieber zur blühenden Schlehe, die der kalten Nächte und Winde trotzt, die weiterblüht, obwohl sie wegen der Kälte keine summenden Besucher bekommt. Sie hält es aus, trotzig, stark, und sie erfreut uns weiter mit einem Hauch von Licht am Horizont …
Liebe Grüße Angelika
Liebe Angelika, du hast das sehr treffend geschrieben!….das beste Vorbild ist die Schöpfung, und wir sind auch Ihre Kinder.
In Verbundenheit
Magdalena