Die Weisheit eines Apfelbaumes

Jetzt wo meine Pflanzenkinder wieder sichtbar zum Leben erweckt werden, ist es eine alljährliche Wiedersehensfreude. Viele waren über die lange Winterzeit in eine Art Starre verfallen, in einen Tiefschlaf versunken. Ich frage mich, ob Sie in dieser Zeit träumen? Und wenn, wovon träumt z.b. ein Apfelbaum? Träumt er von seinen Vorhaben im kommenden Frühjahr, oder träumt er von seinen letzten Früchten, die er im Herbst ihrer Selbständigkeit überlassen hat?

Der Apfelbaum ist in der christlichen Weltanschauung das Pseudonym der Verführung. Er, bzw. seine Frucht soll ein wesentlicher Grund dafür gewesen sein, dass der Mensch sein Paradies verloren hat. Seit diesem Ereignis, seit dem Eva sich dazu verführen lassen hat, von der verbotenen Frucht zu kosten, seitdem ist der Mensch auf der Suche nach diesem verlorenen Paradies. Vielleicht ist das aber auch der Grund, weshalb wir Menschen aus dieser Sehnsucht heraus, das Garteln für uns entdeckt haben.
Wie klein der Raum auch dazu sein mag, wie unlebendig die Umgebung oftmals in der Stadt auch ist, ein kleiner Flecken Grün, kann das größte Glück bedeuten.
So knien wir nieder, greifen mit unseren Händen in die Erde, und versuchen unser Abbild des „Garten Eden“ zu gestalten.

Der Verlust des Paradieses, wegen eines Apfels, mag ein Grund dafür sein, dass es heute Gärten überhaupt gibt. Ich spreche hier nicht nur vom Nutzgarten als Ernährer.
Der Rücken vom vielen Umgraben ruft nach einer Pause, die Haut auf den Händen mag trocken sein, und die Knie haben sich schon einmal zu viel gebeugt – aber kann uns das von diesem heilenden Garteln abhalten?

Ein Garten in der heutigen Zeit, ist eines der größten Luxusgüter überhaupt. Er erfordert kostbare Zeit, körperliche Anstrengung und teuren Grund und Boden. Das ist wahrer Luxus! Ein Stück Erde gestalten und pflegen zu dürfen das ist ein unglaubliches Glück!

In den indischen Schriften, der Manduka Upanishad, wird von zwei Vögeln berichtet, Atam (Adam?) und Jeev (Eva?). Der Vers sagt:“ Two birds, beautiful  at wings, close companions, cling to one common tree; of the two, one eats the sweet fruit of the tree, the other eats not, but watches his fellow.“

Jeev bzw. Jeevatma (Eva?) bedeutet das menschliche Sein, und ist der Vogel der von der Frucht kostet,  Atman bzw. Paramatma (Adam?) ist das universelle Sein, das genießt bzw. erfährt ohne davon zu kosten.

Beides auf einen Nenner gebracht zeigt, dass das Menschwerden gleichbedeutend ist mit Materiell werden. Und/aber auch, dass alleine die Vorstellungskraft, der Gedankengang, ausreicht um etwas zu erfahren, bzw. real werden zu lassen. Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass es sich nicht um die Frucht eines Apfelbaumes in der indischen Überlieferung handelt, der Sinn der Geschichte aber aus demselben Hintergrund schöpft.

Es gibt dann auch noch den Apfel der Schwerkraft. Newton hatte sich die entscheidende Frage stellen müssen, als ihm ein Apfel auf den Kopf viel, warum dieser vom Baum nach unten fällt. Er ging dieser Beobachtung nach, und fand die Gravitationstheorie.

Der Apfelbaum an sich wird von Saturn recht stark signiert. Sein Gehölz, die graue Farbe und der knorrige Wuchs, den wir besonders bei alten Exemplaren erkennen können, bringt das sehr klar zum Ausdruck. Auch das plötzliche Austreiben der scheinbar toten Äste im Frühjahr, zeugt von Saturn.

Die weiße Blüte, mit dem subtilen Rose Ton im Hintergrund, zeigt für den einen die Anwesenheit von Venus und ihrer Schönheit. Für andere steht hier stark der Mond im Vordergrund.

In der Spagyrik verwendet, bringt die Blüte die Klarheit und Reinheit des Geistes. Das  klare Erkennen von dem was ist, von dem was ICH BIN, das ist die Apfelblüte. Die Einflüsse des familiären Umfeldes verlieren ihre Macht, und lassen das Individuum frei werden von Konditionierungen und übernommenen „Geschichten.“

Das Verweilen unter einem blühenden Apfelbaum ist schon Heilung selbst. Das Summen der Bienen dringt in unser Unterbewusstsein, und lässt den Urklang OM bis in jede Zelle vibrieren. Der zarte Duft öffnet den Kopfbereich und bringt die Augen zum Strahlen. Oft zeigt sich sogar eine kurzzeitige Aktivierung der Tränenflüssigkeit als physikalische Reinigung.

Die Frucht selbst ist ein Geschenk der Schöpfung, da brauchen wir nicht viel darüber nachzudenken. Ob als unersetzlicher, unverwüstlicher Jausen – oder Pausenapfel, als Hausmittel bei Magen/Darmproblemen in geschabter, oxidierter Form. Als Apfelschalentee, Einmachhilfe durch seine Pektine und vieles Köstliches mehr…

In dem Spruch: An Apple a Day keeps the Doctor away! Kann man viel Wahrheit finden.

In der Hermetik ist der Apfel gerne das universelle Modell für anschauliche Erklärungen. Die Schale ist Saturn, der Schwellenhüter, von innen heraus schiebt Mars seine Kraft an diese Schwelle heran.
Mars ist das Aktivum, Saturn ist die Grenze und der Übergang zum Nächsten, sowie die Zeitkomponente. Dieser Marsantrieb hilft die Schwelle zu überwinden und Transformation wird damit freigesetzt.

Auch in der modernen Wissenschaft, ist der Torus, als Beispiel der aus sich heraus immer wieder erneuerbaren Energie, der Form des Apfels gefolgt.

Das Kerngehäuse selbst birgt das große Geheimnis. Dort wollen Wissende vieles erkannt haben. Es besteht aus 5 Kammern, die unter anderem die 5 Elementen darstellen.
Der Apfel als solches wird von Venus signiert. In all ihren wunderschönen Formen und dem perfekten, harmonischen Aussehen.

Das Apfelholz hat eine wunderschöne Röte, ist sehr hart und hält sehr gut. Diese Röte im Inneren trifft genau auf das hermetische Bild, wonach außen, die Rinde,  der begrenzende graue Wolf Saturn –  das innere Feuer, den Sonnenfunken einschließt oder bewahrt.

Durch diesen Baum finden wir so viele bildliche Überlieferungen, dass er als solches wie ein Lehrer, ein alter Weiser, in unseren Gärten steht und seine Früchte, Geschenke der Weisheiten sind.

Schneewittchen hat den Apfel und sein Geheimnis auch in unsere Märchen gebracht. Als verlockender und vergifteter roter Apfel. Es bleibt zu hinterfragen, warum man dieser Frucht gerne etwas Verbotenes oder gar Giftiges angedichtet hat. Sogar die Botanik hat ihm den Namen „Malus“ gegeben, das soviel wie böse oder schlecht bedeutet.
Vielleicht liegt es daran, dass seine Schönheit und sein Nutzen so verlockend sind und sein Geheimnis so groß ist. Und gleichzeitig auch die fördernde Klarheit und Reinheit des Geistes jedes einzelnen, für die Macht eines anderen „gefährlich“ werden könnte. Ich kann mir darauf keinen Reim machen, aber andere haben es versucht:

Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt in Stücke zerfällt,
würde ich immer noch einen Apfelbaum pflanzen.
(Martin Luther)

Wenn Staunen die Blüte ist,
ist der Apfel die Erkenntnis.
(Haeger)

Abschließend dazu finde ich, heute ist ein guter Tag um einen Apfelbaum zu pflanzen!

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3 Gedanken zu „Die Weisheit eines Apfelbaumes

  1. Liebe Magdalena, wirklich schön und berührend, was und wie du über den Apfelbaum schreibst. Mythologie verwoben mit achtsamer Eigenwahrnehmung und aus der Sicht der Hermetik betrachtet. Da entdecke ich für mich noch so einiges mehr, was die feinstoffliche Ebene des Apfelbaums betrifft. Danke 🙏🤗🌳
    ganz liebe Grüße, Alfred

  2. Sehr intimer Text, wird dem Apfel gerecht, finde ich, drückt große Wertschätzung aus, danke. In der Homöopathie ist der Apfel wichtig bei speziellen Problemen in einer Liebe zwischen Menschen, denen es um eine feste Bindung geht, um die Gründung einer Familie. Menschen, die auf festem Boden stehen, zumindest wollen. Auf die Geschichte mit Adam und Eva zurückzukommen: die beiden wollten miteinander Menschen schaffen, zu zweit, ohne dass ein Gott eingreifen hätte müssen oder sollen. Dafür steht der Apfel, für die „Frucht des Leibes“, die sich aus der Vereinigung zweier Menschen ergibt. Und wenn sie zur Vermehrung keinen Gott mehr brauchen, wenn sie das zu zweit erledigen wollen und können, tja, dann müssen sie den Rest eben auch selber machen. Und tschüss, sagt Gott, dann macht euch euer Paradies anderswo. Z.B. im Garten der Magdalena Machinger.

    1. Lieber Herr Dr. Swoboda!
      Was für ein spannender Blickwinkel den sie da aufzeigen besonders in Bezug auf Adam und Eva….DAS macht Sinn. Darüber muss ich noch genauer nach-denken.
      Die Homöopathie zeigt in ihrer Anwendung des Apfels einmal mehr, dass sie sehr tief und weit in das Verständnis des Lebens eingetaucht ist, herrlich, danke.
      Herzlichst
      Magdalena

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