Aus dem Garten in die Stube

Heute wollen wir einmal etwas praktisches „machen“. Einen Strauß. Da ich ja eigentlich eine Floristin bin oder war, meine ich doch dass ich genug Erfahrung mitbringe um darüber zu schreiben.

Wenn abends die Sonne schräg ihre Strahlen durch den Garten schickt, die Amseln singen und die Gartenarbeit beendet ist, dann nehme ich gerne mal meinen Korb zusammen mit der Schere, und schneide mir ein paar Blumen für die Stube.

Die Vielfalt im Garten, das eigene Sortiment welches aus meinen Lieblingsblumen besteht, von eigener Hand gepflegt und teilweise sogar selbst aus Samen gezogen, versprechen auch indoor eine große Freude zu werden.
Selbst wenn der Gartenbesitzer beim Abschneiden der eigenen Schönheiten eher sparsam umgeht, und die Blume als Schnittblume natürlich weniger lange hält als draußen im Garten, so fällt doch der eine oder andere Liebling der Schere zum Opfer.

Ich persönlich bevorzuge kleine Sträuße, manchmal sind es sogar nur zwei oder drei Einzelteile. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass zu große Gebinde oft als störend empfunden und zur Seite gestellt werden.

Wir haben jetzt beinahe Juni, den Rosenmonat, und so habe ich der Saison entsprechend, drei verschiedene Rosen als Hauptblüte für meinen Strauß ausgewählt.
Eine sehr zarte, verzweigte Rose, in einem beige Ton, eine duftende, gefüllte Rose in einem blassen Rose, und eine Weiße mit einfacher Blüte.
Die Pfingstrosen hat es mir derzeit vom vielen Regen ausgewaschen. Irgendwie sehe ich sie auch lieber auf ihrem Stock im Garten, als massig den Strauß dominierend. Außer in sortenreinen Sträußen, großen Vasen und auf noch größeren Tischen in hohen Räumen, wird man ihnen gerecht.

Gerne gebe ich als duftende Überraschung die eine oder andere aromatische Minze und Melisse dazu. Auch die Weinraute mit ihren rein gelben Blüten ist bereits zum Schneiden. Das Gelb macht sich sehr gut, besonders wenn die Sträuße sehr rosa lastig sind. Ein kleiner Tupfen Gelb dämpft das Rose, und kommt richtig gut zur Geltung, weil es als Kontrast besonders leuchtet. Auch das graue Laub der Weinraute wirkt elegant und unterstreicht die hellen Farben sehr vorteilhaft.

Die Wiesenraute, ich habe da zwei hohe Gartensorten, in Lila und Weiß, sind zusammen mit dem Frauenmantel und seinen grün-gelben Blüten ein herrlicher Füller. Sie machen den Strauß noch duftiger und sind ein toller Ersatz zum handelsüblichen Schleierkraut.

Ich habe ca. 20 Hosta Arten im Garten und davon nehme ich pro Strauß maximal zwei Sorten, sonst wird das Arrangement zu unruhig und das unterschiedliche Grün zu dominant. Außer wir wollen einen richtig wilden Grünstrauß machen, was ich aber lieber erst in den heißen Sommertagen im August tue, dann, wenn die Hitze die Haltbarkeit der Blumen noch mehr herabsetzt. Je wärmer es ist, um so früher am Morgen, oder später am Abend, sollte man seine Blumen schneiden und vor dem Verarbeiten einige Zeit einwässern.

Des Weiteren habe ich eine hohe, hell-lilafärbige Glockenblume vom Alpengarten abgeschnitten, sowie das Hasenohr, welches mit seiner silber-haarigen Struktur einen Hingucker bildet.
Um den Strauß noch duftender zu machen, finden sich dort auch die ersten Blüten des wohlriechenden Geißblattes wieder, sowie die letzten Blüten der Nachtviole. Beide duften hauptsächlich nachts, bzw nach Sonnenuntergang bis hinein in die frühen Morgenstunden.

Farne habe ich viele im Garten, genauso wie ich einige Bücher darüber habe um sie zu bestimmen. Leider kann ich nach wie vor nur einige von ihnen sicher erkennen. Der Trichterfarn ist einer davon, und ihn habe ich jetzt auch im Strauß, denn seine Wedeln sind bereits gut ausgereift. Zusammen mit den Hostablättern bildet er einen schönen lockeren Abschluss.

Die unteren Blätter der einzelnen Stiele werden fein säuberlich entfernt, das erhöht die Haltbarkeit. Genauso wie das schräge Anschneiden mit dem Messer.
Zusammenbinden muss man die Kreation nur dann, wenn sie in der Vase sonst keinen Halt findet. Apropos Vase. Diese ist mindestens genauso wichtig wie die Blumen selbst, denn Sträuße die irgendwie in einem Gefäß hängen sind keine Augenweide.

Die richtige Vase ist vergleichbar mit den passenden Schuhen zu einem tollen Outfit. Wenn man dabei daneben greift, stört das die gesamte Komposition.
Ich habe eine zarte, konische Glas Vase für diesen Strauß verwendet. Sie unterstreicht nochmals seine Luftigkeit.

Schön ist so eine duftende Eigenkreation. Wie ein Stillleben steht sie jetzt vor mir auf dem Tisch und lächelt über den Rand meines Laptops.
Die Sonne ist bereits untergegangen, die Amseln werden ruhig, die Gelsen lästig und das Geißblatt sowie die Nachtviole erfüllen den Raum mit ihrem Duft.
Ich habe ganz bewusst kein Bild von dem Gebinde beigefügt, weil einerseits ein Strauß selten gut zu fotografieren ist, und andererseits soll die Phantasie dadurch angeregt werden und den Wunsch zur Eigenkreation stärken.

In diesem Sinne einen blumigen Fronleichnam Feiertag!

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2 Gedanken zu „Aus dem Garten in die Stube

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