Von Schlangen und anderem tierischen Leben im Garten.

In letzter Zeit kommt es immer wieder vor, dass ich auf meinem Weg durch den Garten auf allerhand Mitbewohner treffe. Gerade die Reptilien wie die Eidechsen im Steingarten und die Blindschleichen im Gras huschen und schleichen häufig vor meinen Schritten davon. Der ausgewilderte Hase der Nachbarn hat hier sein Zuhause gefunden, und leider benützen auch ihre „Raubkatzen“ dieses Paradies als Jagdrevier.

Morgens ist die Betriebsamkeit der Singvögel so stark, dass der eine oder andere mich bei seinem Rundflug unabsichtlich streift. So ein Garten gibt vielen Lebewesen ein Zuhause. Die einen sind vorübergehende Gäste, andere, wie die Pflanzen, verbringen ihr ganzes Leben dort.
Gerade meine wildlebenden steirischen Steinhühner (Stoapiperl) schätzen ihr Zuhause so sehr, dass sie kein Zaun zum Hierbleiben überreden muss. Früh morgens stehen sie auf meiner Terrasse und übernehmen die Arbeit eines Weckers. Auch Fasane und Feldhasen ziehen immer wieder mal ihren Nachwuchs in diesem geschützten Umfeld auf.
Es macht mich glücklich zu sehen, dass sich so viele tierische Bewohner im Garten einfinden und wir alle zusammen unseren Platz darin haben. Ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Dankbarkeit erfüllt mich.

Es liegt mitunter in der Hand des einzelnen Gärtners, für ein artgerechtes Zuhause seiner Gartenbewohner zu sorgen. Zu große, zugepflasterte Flächen und ein gar zu steriler und aufgeräumter Garten lockt kaum Tiere an. Unangetastete Ecken und Bereiche sorgen immer wieder für Überraschungsgäste.
Auch beim Rasenmähen und Umsetzen des Komposthaufens sollte man vorsichtig sein, besonders Schlangen und Blindschleichen halten sich dort gerne auf und werden dabei leicht verletzt.
Es ist wie mit den Igeln im Herbst, die gerne ihre Bleibe in einem unangetasteten Haufen Grünschnitt suchen.

So wie meine Bienen einen für sich idealen Platz beanspruchen, sucht und findet jeder sein passendes Zuhause – wie der Gärtner bzw. die Gärtnerin in ihrem Häuschen.

Einen weiteren Lebensraum bieten offene Wasserflächen, mögen sie auch noch so klein sein. Sie sind für die Vielfalt und ein ausgewogenes Ökosystem sehr wertvoll. Auf kleinsten Raum dümpeln hier die unterschiedlichsten Wassertiere. Nicht nur die Hühner löschen hier ihren Durst und die Amseln nehmen dort ihr tägliches Bad. Ich hab auch schon Igel daraus trinken sehen, und deshalb ist es wichtig das eine behelfsmäßige Stufe hinein bzw. aus dem Wasser führt. Gerade bei jungen Vögel kann das sonst zum Verhängnis werden. Wasserflächen sind natürlich auch Brutstätten für Stechmücken, was hier erwähnt werden muss. Aber bei einem derart belebten Ökosystem sind sie auch ein Teil der Nahrungskette und haben ihre natürlichen Feinde.

Ich habe derzeit einen sehr kleinen Teich, Pläne für etwas Größeres gibt es schon lange, aber es fehlt noch an der Umsetzung. Trotzdem traf ich gestern auf eine Ringelnatter die im nahen, feucht-schattig wachsenden Efeu ihr Plätzchen gefunden hatte.
Nach der anfänglichen kurzen Schrecksekunde, habe ich mich sehr über diesen Besucher gefreut. In vielen Kulturen gelten Schlangen als wichtige Begleiter des Menschen. Sie sind doch etwas ganz Besonderes.

In Indien finden wir sie ebenso in der Entstehungsgeschichte des Lebens fest verankert wie im Christentum und auch im Buddhismus. In vielen Kulturen werden sie bewundert und verehrt. Finden sie ihren Platz in der Nähe des Menschen, gelten sie vielerorts als Glücksbringer, und in Indien werden sie in manchen Gegenden mit Milch gefüttert.

Der indische Gott Shiva selbst trägt eine Kobra um seinen Hals gewickelt, als Zeichen der Meisterschaft über jegliches Gift, welches hier durch das Schlangengift zum Ausdruck kommt. Ein Rishi (Patanjali), soll die Gestalt dieser Schlange angenommen haben, und so die Yogasutren (grundlegende Lehre über Yoga) verfasst haben, weil er Shivas ausführliche Darlegungen zum Thema, gegenüber seiner Frau (Parvati), heimlich mithören konnte.

Vishnu, der zweite Gott der indischen „Dreifaltigkeit“ wird von der Königskobra in aufgerichteter Form beschützend dargestellt, so wie der junge Buddha unter seinem Baum und überdacht von der Kobra seine Ruhe für die endgültige, erlösende Meditation fand.
Auch der kleine Krishna wurde von einer Schlange beschützt, als er von Dämonen verfolgt wurde, die ihm nach seinem jungen leben trachteten. Und nicht zuletzt wird die Kundalini Energie, welche laut den Yogaprinzipien, am unteren Ende unserer Wirbelsäule ruht und auf ihre Erweckung wartet, als Schlange dargestellt. Wir sehen schon bei diesem kurzen Ausflug in die indische und buddhistische Mythologie und Geschichte, dass die Schlange immer eine beschützende Rolle hat .

In der Jain Mythologie wird die Zeit als Schlange dargestellt. In guten Zeiten schlängelt sie sich nach oben, und umgekehrt, wenn die Zeiten schlecht stehen, findet man sie nach unten kriechend abgebildet.
Die Kobra wird auch durch eine Asana (Körperstellung) repräsentiert, welche einerseits den Brustkorb öffnet und den Rücken stärkt und andererseits, auf mentaler Ebene, die höchste Spannung, Aufmerksamkeit und Konzentration fördert, wie bei der Kobra selbst, wenn sie sich aufstellt und ihr Gegenüber anvisiert oder wie viele sagen:“ hypnotisiert.“

Im Christentum kennen wir sie vordergründig als Verführerin, die Eva zum Biss in den verbotenen Apfel überredet. Aber auch der Stab Moses, welcher sich in eine Schlange verwandelte und so die bösen Artgenossen des Pharaos vernichtete, zeigt hier einmal mehr die Beschützerrolle dieser Spezies.
Der Äskulapstab, das Zeichen der Apotheker, ist ein von einer Schlange umwundener Stab und wird auch als Schlangenstab bezeichnet. Ursprünglich war er ein Attribut des Asklepios (deutsch: Äskulap), des Gottes der Heilkunde in der griechischen Mythologie.

Wir finden die Schlangen auch im Pflanzenreich. Da gibt es den Schlangenhautahorn dessen Rinde an Schlangenhaut erinnert, besonders die Blattspitzen ähneln einer abgestreiften Schlangenhaut. Gerade das Häuten, was bei den Tieren markant ist, gibt noch weitere spannende Aspekte worüber man nachdenken kann.

Im Sommer finden wir auch den Natternkopf ( Echium vulgare) blau bis rotviolett blühend, aufrecht im Flur stehen. Er ist eine wahre Freude für Bienen und Hummeln.
Die indigenen Völker haben in ihren Überlieferungen, je nach Region, unterschiedliche Pflanzen welche sie als Schlangenkraut bezeichnen, dazu gehört auch eine Artemisia Art. Sie soll Schlangenbisse abwehren oder gegen das Gift helfen können.

Schlangengift selbst wird in der Homöopathie und auch in der gewöhnlichen Medizin verwendet. Im Ayurveda und der chinesischen Medizin findet es Anwendung bei Gelenk und Muskelschmerzen sowie bei Arthritis.

Bei uns fand die Mariendistel mit ihrer leberstärkenden und entgiftenden Wirkung Verwendung gegen Schlangenbisse.
Das Thema Schlange findet natürlich noch ein viel größeres Feld, und Grundlegendes zum Tier selbst könnte hier seinen Platz finden. Mein Wissen und meine Erfahrung beschränkt sich aber auf bestimmte Bereiche und ich schreibe nicht gerne von mir fremden Quellen ab.

Zuletzt sei die östliche Kunst des Schlangenbeschwörens erwähnt. Wobei sich die Frage stellt, wer hier mehr „verzaubert“ wird, die Kobra oder der Zuseher.
Die Schlange hat eine unumstritten zweideutiges Image. Sie findet Gestalt in Form eines Gottes, aber auch Dämons. Tödliches Gift und Beschützerin in einem, verehrt und verpönt zugleich. Nicht zuletzt geht auf sie das „Sprechen mit gespaltener Zunge“ zurück. Eine gewisse Zwiespältigkeit ist wohl gegeben.
So geht es auch mir, denn nach einer kurzen Schrecksekunde freue ich mich auf den glückverheißenden Gast.

Für ein Beitragsbild hat leider keine Schlange posiert, dafür aber umso lieber mein Chef Hahn Sigi, mit seinem markanten Profil.

Du willst keinen neuen Blogeintrag verpassen?

Melde Dich hier an, damit Du automatisch verständigt wirst, wenn neue Beiträge veröffentlicht werden
Ich akzeptiere die Datenschutzbestimmungen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert