Der Winter und seine Qualität

Die ersten Nachtfröste sind schon über das Land gezogen und haben ihre Spur hinterlassen. Blätter, welche jetzt noch nicht gefallen sind, bekommen nun durch den Kälteimpuls, ihren letzten Schubs. Einmal mehr werden sie daran erinnert, loszulassen.
Die Lärchen bekommen jetzt auch in den Niederungen ihre wunderschöne Goldfärbung, und so manche nicht winterresistente Pflanze hat sich bereits verabschiedet. Die Schatten im Garten werden länger und die Sonne streift schon sehr früh am Nachmittag nur mehr die Baumwipfel. Eine sehr große Wandlung vollzieht sich jetzt im Außen, und nicht nur dort.

Wir haben großes Glück in einer Klimazone wie dieser zu leben. Die Vier Jahreszeiten weisen sehr große Unterschiede auf, so dass es uns leicht fällt die einzelnen Abschnitte im Jahresrad zu erkennen. Das schöne daran ist, die Natur einmal mehr als Vorbild nehmen zu können, und mit ihr ganz bewußt die einzelnen Schwellen der Jahreszeiten zu überschreiten. Jede davon hat ihre ganz eigenen Qualitäten.

„Wie innen so außen“. Hermes Trismegistos hat es mit dieser Aussauge auf den Punkt gebracht.
Sehr viele markante Tage und Feste fallen in diese Zeit. Am 21.12., zur Wintersonnenwende, hat sich das Licht soweit zurückgezogen, dass die Sonne ihren niedrigsten Stand markiert, und nur 8 Stunden und 19 Minuten über dem Horizont steht. (Um die Hälfte weniger lang als zur Sommersonnenwende).

Die Pflanzen tun es ihr gleich, ihre Lebenskraft zieht sich weit zurück, Stauden verschwinden ganz von der Erdoberfläche und ziehen sich bis in ihre Wurzeln zurück, sowie Knollen und Zwiebelgewächse. Sie harren dort aus, wohl gehütet ist ihre Kraft, bis sie ein Impuls im Frühling wieder herauslockt.
Auch Gehölze und Sträucher erstarren im Saturn signierten Winter und wirken, mit nur wenigen Ausnahmen, schlafend. Ihre Säfte fließen nur mehr so weit, um damit das Notwendigste zu versorgen.
Selbst der Mensch hat im Winter mit trockener und schuppiger Haut zu tun, was nicht immer nur mit der Heizungsluft zusammenhängt. Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind keine Seltenheit. Wir würden uns oft, wie die Murmeltiere, einfach gerne „einwintern“.

Alles kommt zur Ruhe, zieht sich nach Innen zurück und wahrt seine Kraft und das Licht des Lebens. Gehe ich im Winter durch den Garten, dann ist es richtig still geworden. Diese Ruhe wird wie ein geheimnisvolles Schweigen wahrgenommen, und ergreift auch seinen Betrachter.

Auch wir hüten jetzt das Feuer im Herd und im Herzen. Finden die Zeit über das endende Jahr Resümee zu ziehen. Es ist wirklich eine wertvolle Zeit. Das ganze Jahr laufen wir wie die Ameisen umher, aber jetzt, wo selbst die Natur schläft, ihre Kraft bewahrt, jetzt ist auch für uns die Zeit da, nach innen zu schauen, unsere Kräfte zu sammeln, Liegengebliebenes zu vollenden und Dinge abzuschließen, sowie das eine oder andere loszulassen.

Nicht selten taucht dabei Vergessenes oder Verdrängtes auf und Infekte, chronische oder zyklische Leiden kommen hoch. Die „Grippewelle“ ist dann der Weisheit letzter Schluss. Wer nicht hören will, muss fühlen. Wer sich verausgabt, nicht auf seine Innere Uhr gehört hat, kann schon mal für eine Auszeit ins Bett gezwungen werden.
Die Winterschwelle ist körperlich wahrgenommen, sicher eine der intensivsten.
Dagegen helfen dann die Kräuter des Sommers, welche das Licht und die Wärme gespeichert, und die wir mit liebe geerntet und getrocknet haben. Feurig – würzig – aromatisch ist ihr Geschmack. Die Feuerenergie des Sommers hat sie signiert. Auch unsere Harze, verarbeitet in Ölen und Salben oder als Räucherwerk ihren Wohlgeruch verbreitend, sind ein feuriges Geschenk für die kalte Zeit.

Die Adventzeit, gefolgt von den mystischen Raunächten, welche wie ein Orakel das kommende Jahr anzeigen können, Weihnachten das Familien-( Drama) Fest und Neujahr mit seinen guten Vorsätzen, es ist viel los, ob und wie wir diese Tage feiern spielt dabei keine so große Rolle. Es gilt allgemein eine große Schwelle zu nehmen, und diese nicht als Hindernis zu betrachten.
Maria Lichtmess Anfang Februar, der Tag an dem das Licht wieder zurückkehrt und die anschließende oder abschließende Fastenzeit, bereiten uns dann schon auf das Kommende vor, und runden diese intensive Winterzeit sehr gut ab.

Immergrüne Zweige von Nadelgehölzen, Ilex und Mistel, sowie unsere Winterblüher wie die Schneerose, der Schneeball und einige mehr, sind das Geschenk der Natur, sie sollen uns die Hoffnung und Zuversicht geben, dass dieses Licht im Inneren auch wieder im Frühling hervorbricht und Neues, das jetzt im Winter genährt, gehütet und bebrütet wird, entstehen kann. Alles hat seine Zeit, und der richtige Zeitpunkt ist dabei wesentlich.

Meine wildlebenden Hühner fressen jetzt nur ganz wenig, krähen kaum und bewegen sich den ganzen Tag oft nur wenige Meter von ihrem Schlafbaum weg. Auch werden jetzt kein Eier mehr gelegt. Wir sehen das dieses Rasten nichts mit dem sprichwörtlichen Rosten zu tun hat, und es keineswegs „unsportlich“ ist. Es ist vielmehr eine Chance die uns gewährt wird, speziell aus der Notwendigkeit heraus die unsere Jahreszeiten mit sich bringen.

Das was jetzt, in der Winterzeit beim Innehalten und einer bewußten Innenschau entsteht, bzw. das was wir dabei erschauen, ist der kreative Nährboden um etwas Zukünftiges wachsen lassen zu können. Wie die Pflanzen in ihren Knospen und Wurzelknollen jetzt bereits die künftige Idee, das Leben selbst, gespeichert haben.

Ruhe und Rückzug sind die Kraftquelle für das kommende Jahr.

Gemeinsam mit dem Jahresrad, den Jahreszeiten und ihren Qualitäten, kann der Mensch gut begleitet mit der Natur den Weg des Werden und Vergehens gemeinsam beschreiten.

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