Zu Gast in meinem Garten

Ich liebe es Abends oder Nachts durch meinen Garten zu gehen. Die Blüten, die Bäume, alles ist so anders lebendig. Obwohl ich am Tag 100mal auf und ab laufe, ist es Nachts doch ganz anders. Die Nachtkerzen, die erst nach Sonnenuntergang, im Zeitraffer aufblühen und das Licht der Welt erblicken. Das Leuchten der Daturablüten  im Mondlicht. Die Nachtfalter, die wie aus dem Nichts auftauchen, und die „Mondlichtblüher“ besuchen. Es sind oft weniger die Augen die wahrnehmen, als viel mehr die anderen „Sinne“. Ich fühle mehr die Anwesenheit der großen Bäume. Die klare Nachtluft transportiert auch die Gerüche von Blüten, Harzen und der feuchten Erde ganz besonders.

Ich habe diesen Platz, meinen Garten, in 2. Generation bekommen, d.h. die Bäume die jetzt groß und alt sind, habe nicht ich gepflanzt, aber ich bin mit ihnen, und teilweise unter ihnen groß geworden. Mit den Bewohnern dieses Stück Erde, habe ich meine eigenen Erlebnisse und Erinnerungen. Aber auch die eine oder andere Geschichte über ihre Herkunft und Ankunft, hier in ihrem Zuhause, habe ich zu erzählen.

Viele von ihnen waren schon vor mir da, und ich hoffe doch, daß sie auch noch lange nach mir da sein können.  Ich weiß, das ich hier im Garten sowie auf dieser Erde, nur zu Gast bin, denn er lebt als Organismus auch ohne mich. Hat seinen Rhythmus und seine Bewohner.
Ich greife mit meinen Händen ein, wenn es notwendig ist. Hege, pflege und frage ihn, was ich für ihn tun kann. Aber selbst da, bin ich nur Zaungast, Zuschauer eines lebenden großen Ganzen.  Ein Fleck Erde, der für mich das Paradies bedeuted.

Wenn ich endlich einmal Zeit habe, mich hinsetze und staunend diese Schönheit betrachte, überkommt mich eine große, tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit auch dafür, daß ich immer wieder Neues erkennen, erfahren und lernen kann, in der Schule der Natur. Diese kleinen und großen Wunder sind es, die mich doch immer wieder positiv nach vorne schauen lassen.

Ich werde versuchen meine Pflanzenkinder und ihren Raum zu erhalten. Denn das ist es, was sie wirklich brauchen, ein sicheres Zuhause!
Es ist genau das, was wir alle brauchen, einen Raum, einen Platz wo wir SEIN können. Wo wir uns entfalten dürfen. Dort wo Sicherheit und Zuversicht mit der Sonne auf und untergehen.

Oftmals kommt es vor, das ich 2 oder 3 Tage lang nicht aus meinem Garten herauskomme, und so gut wie keine Menschenseele  treffe.  Es gibt einfach unglaublich viele Möglichkeiten, Projekte und Versuche, die mich gefesselt halten. Ob ich nun zeitaufwendige spagyrische Arbeiten mache, einfache Blütenwasser destilliere, etwas jäte oder die eine oder andere Pflanze genauer studiere… es ist nie nichts zu tun.

Komme ich dann wieder für 3 Tage nach Wien, um zu arbeiten,  bin ich nach kürzester Zeit ausgelaugt und entkräftet. Erst wieder zurück in der heilenden Umgebung meines Gartens, finde ich meine Kraft und Lebensenergie wieder.
Der Garten ist ein heilender Ort.
Als Mensch brauchen wir so einen Raum, ob es nun der eigene Garten oder der Weg in  die Natur ist. Es ist ein Weg der Heilung, der Ganzwerdung. Diese Anbindung trägt mehr  zur Gesundung bei, als so manches Heilmittel.

Erst wenn wir unsere Seele frei lassen,  kann sie zu den höchsten Baumkronen aufsteigen, und tief in eine Blüte eintauchen. Dann ist sie wirklich frei und findet ihre lebendige Entfaltung! 
Alles andere ist Freiheitsentzug, läßt unser Herz kümmern und die Sinne stumpf werden.

Das aufmerksame Wandeln in der Natur, das Erkennen und Wiedererkennen unserer Verbundenheit, das ist Leben in seiner reinsten Form.
Es gibt keine bessere ethische Schulung, kein geeigneteres Vorbild.

Kümmert der Geist, krankt das Herz und die Seele, es bilden sich schwere Gedanken bis hin zu Abartigkeiten. Wenn es im Inneren oft nicht mehr weiter geht, es eng und dunkel ist, dann hilft der Schritt in die Natur.

„Alles, was wir rings um uns bemerken, kämpft sich zur Freiheit hin, angefangen vom Atom bis hinauf zum Menschen.
Freiheit ist das Ziel aller Schöpfung. Bewußt oder unbewußt drängt alles diesem Ziel entgegen.“

Zitat von Swami Vivekananda

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