Ein Spaziergang durch den Garten

Die Sommer Sonnwende ist schon lange vorbei, und wir können an der Länge des Tages bereits merken, dass wir der Herbst Tag – und Nachtgleiche mit großen Schritten näherkommen. 

In den letzten beiden Wochen konnte ich bei meinen regelmäßigen Morgenspaziergängen mit den beiden Dackeln, einen Rüttelfalke beobachten. Er saß immer zur selben Zeit am selben Ort, und beobachtete die Kürbisfelder um sich herum. 
Es war wohl genau “seine” Zeit gewesen, so wie es die Meine bzw. die der Hunde war.  

So wie alles seine Zeit hat und einem bestimmten Rhythmus folgt .  

Auch in der Natur erkennen wir, dass der Sommer seinen Höhepunkt überschritten hat. Gerade aktuell, wo die Temperaturen so extrem hoch sind und der Sommer seinem Namen alle Ehre macht, ist das kaum vorstellbar. Aber die Nächte bringen schon ihre Kühle mit sich, und wenn wir genauer hinsehen, dann erkennen wir nicht nur am Stand der Sonne, dass das Rad sich weiter Richtung Herbst gedreht hat. 

Das Licht ist einfach anders geworden, es ist nicht mehr so stechend, und wir nehmen unsere Umgebung wie durch einen weichen Filter wahr.
Die Blüten, die im Hochsommer wie kleine Sonnen selbst, sich ihrem großen Vorbild entgegenstrecken, bekommen mehr und mehr tiefere, sattere Farben. 
Im Frühling sind diese viel heller und ätherischer, im Sommer feuriger und im Herbst wechseln sie in erdigere Rot- und schlussendlich in Brauntöne über.  Die Kirschbäume sind fast schon kahl, und das Nusslaub färbt sich bereits braun.

Auch im Kürbisfeld, über das der Rüttelfalke wacht, beginnen die Blätter wegen Mehltau abzusterben. Genau rechtzeitig, denn die Blüten, und die anfänglich jungen Früchte, müssen nicht mehr beschattet werden. Vieles hört jetzt auf neu zu Fruchten. Jetzt geht es um das Ausreifen. 

Der Sulfur, eine der drei hermetischen Prinzipien, beherrscht das Element Feuer, und ist prinzipiell für die Farben zuständig, sowie für Gerüche und eine gewisse Öligkeit oder Fettigkeit in den Dingen. Er dominiert im Sommer. 

Die Zeit der heftigen Gewitter mit ihren Blitzen zeigt, und löst oftmals die aufgebaute Spannung des Hochsommers.
Verliert der Sulfur langsam an Intensität und Schärfe, dann steht auch die Sonne bereits flacher und die Farben haben mehr Leuchtkraft. Das können wir jetzt gut beobachten.
Mit der Annäherung an den Herbst, tritt mehr und mehr das Erdelement in den Vordergrund. Schwere, Masse und Stofflichkeit nehmen zu, und die Idee, welche sich vor vielen Wochen aufgetan hat, findet nun ihre volle Manifestation und Ausdruck, aus der Sicht der Hermetik.  

Der Morgentau wird immer mehr und die Welt spiegelt sich im Tautropfen, so wie sich die anfängliche Idee selbst, beim Eintritt in das Rad des Werdens, im Element Wasser, im Spiegel des Mondes, erkannt hat.

Auch die Gerüche, die im Frühling zart und subtil, im Sommer blumig – aromatisch sind, werden jetzt im Verlauf immer herber, bis hin zum modrigen Geruch von verrottetem Laub, der vom darauffolgenden Wasserelement signiert ist. 
Wandere ich jetzt mit all meinen Sinnen durch den Garten, dann liegt der Duft der Phlox Blüte in der Luft, eine erdige Note ist darin zu erkennen.
Auch sämtliche Beeren; die Brombeere, Kermesbeere, Holunderbeere und Belladonnabeere, alle glänzen in der Morgensonne, prallt gefüllt mit ihrem süßen Saft.

Der Geschmack an sich, kommt vom Erdelement, und das Süße selbst, nährt dieses.
Auch der Honig ist bereits geschleudert und die Zeit der Samenreife hat begonnen.
Alles, was jetzt noch nicht geworden ist, in diesem Jahr, das wird auch kaum mehr fertig werden.

Es ist wichtig das die Früchte und ihre Samen voll ausreifen können und die Feuer/Wasserachse bzw. das Wetter, ausgeglichen ist. Ausreichend Feuchtigkeit, welche die Fortpflanzungsorgane stärkt, sowie genügend ausreifende Trockenheit, lassen auf eine potente Saat für das kommende Jahr hoffen.
Gerade im Herbst ist das Wetter und unser Gemüt idealerweise von ausgeglichenerer Natur als im Sommer. Es gibt vieles auf das die Natur und der Mensch bereits zurückblicken kann.

Im Samen ist die Pflanze nur noch als Idee vorhanden. Sie hat ihre ganze Existenz, ihre Kraft und ihren Wunsch darin verpackt im tiefen Vertrauen darauf, dass sie aus diesem heraus, im nächsten Jahr wieder neu erwachsen kann.

So ist das Leben, ständig legen auch wir durch unser Handeln und Nicht-Handeln, den Samen für zukünftiges Geschehen. Der “Acker”, der Nährboden, ist dabei genauso wesentlich für das Gelingen, wie die Saat selbst.
Das Pendel, das auf dem Weg zwischen den beiden Extremen Sommer und Winter schwingt, befindet sich bald in der Mitte. Ruhe und Entspannung stellt sich ein.

Die Übergänge sind langsam und die Schwelle bewegt sich mal in die eine und mal in die andere Richtung, aber der Weg ist klar: Es geht in Richtung Auflösung, zurück zum Anfang, dem Winterpunkt, dort wo der Polarstern über Shivas Haupt thront.  Im Äther, wo Werden und Vergehen durch das selbe Tor gehen müssen. Wo Beginn und Heimkehr ihren Ursprung haben.

„Es gibt zwei Arten zu leben: Entweder so, als wäre nichts ein Wunder
oder so, als wäre alles ein Wunder.“

A. Einstein

Du willst keinen neuen Blogeintrag verpassen?

Melde Dich hier an, damit Du automatisch verständigt wirst, wenn neue Beiträge veröffentlicht werden
Ich akzeptiere die Datenschutzbestimmungen

Ein Gedanke zu „Ein Spaziergang durch den Garten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert