Egal, wo wir jetzt hinsehen, überall öffnen sich Knospen, strecken sich Blüten der Sonne entgegen und entfalten sich Blätter, um mit dem Wind zu kommunizieren.
Die „Grüne Neune“, so nennt der Volksmund die Frühlingssuppe, welche aus allerlei jungfräulichen Frühlingswiesenkräutern zubereitet wird, ist ein wahrer Jungbrunnen für Körper und Geist.
Einer dieser frühen Wiesenblüher ist das Gänseblümchen. Wer kennt es nicht? Jeder von uns hat als Kind damit gespielt, Kränze geflochten und seine ersten Muttertagessträußchen damit gebunden.
Wenn kleine Kinder Blumen malen, dann scheint meist das Gänseblümchen die Vorlage dafür zu sein. Es verkörpert eine Art Urbild, und dieses Sinnbild einer Blume hat auch einen starken Bezug zu Kindern, zum Kind sein und dem inneren Kind selbst.
Dieser kleinen Blume sagt man viel nach. Sobald wir mit einem Fuß auf sieben Blüten stehen können, ist der Frühling da, und wenn man die ersten drei Blümchen, die man im Frühjahr findet, verzehrt, bleibt man die kommenden 12 Monate fieberfrei.
Schauen wir mehr auf die Art und Weise, wie sich dieses Blümchen mitteilt, dann zeigt sich in seinem üppigen, weltweiten Vorkommen eine unglaubliche Durchsetzungskraft zusammen mit einem starken Überlebenswillen.
Bellis perennis, das mehrjährige oder ausdauernde Gänseblümchen, wie es in der Botanik genannt wird, gehört zur Familie der Korbblütler und ist eine sehr weit verbreitete Gattung. Überall wo es einen Rasen gibt, gibt es auch Gänseblümchen.
Es blüht fast das ganze Jahr über, selbst in unseren Breiten, und kommt bis auf eine Höhe von 1800m vor. Als Pionierpflanze bekannt, besiedelt es Brach- und Ödland in kürzester Zeit und als zuverlässiges Wetterorakel schließen sie sich, wenn Regen naht.
Aber nicht nur als Wetterzeiger, sondern auch als Liebesorakel wird es benutzt: Er liebt mich, er liebt mich nicht…zupft man auch heute noch seine einzelnen Blütenblätter aus und hofft auf einen guten Ausgang.
Diese kleine allgegenwärtige Blume kann sogar den Kopf einziehen, so scheint es, denn selbst nach dem radikalen Rasenmähen gibt es genügend Überlebende, die anschließend ihre Köpfe sofort wieder dem Himmel entgegen strecken.
Das Gänseblümchen hilft bei Schockzuständen und Überanstrengung. Es schafft Klarheit und holt das, was im Hintergrund wartet, hervor. Vermittelt Leichtigkeit, Freude und verspielte Aktivität. Man könnte sagen, es weckt das Kind in uns.
Bei Hautthemen jeglicher Art und als Blutreinigung findet es in der Volksmedizin seine Anwendung. Auch Magenschmerzen, Migräne, Rheuma und ein festsitzender Katarrh lassen sich damit behandeln.
Besonders jene Blütenköpfe, die rote Spitzen haben, sind bevorzugt zu sammeln. Sie zeigen eine zusätzliche Marssignatur und geben dem Gesamtspektrum an Wirkkräften noch einen gewissen Biss!
In der Wildkräuterküche finden sich viele schmackhafte Verwendungsmöglichkeiten zum Beispiel als Salat genossen oder die Knospen als Kapernersatz eingelegt.
Auffällig am Wesen des Gänseblümchens ist, dass es dort zuhause ist, wo wir Menschen uns aufhalten. Es wächst gleich neben unserer Hauswand oder direkt unter dem Gartentisch und verzeiht es dem Menschen auch, wenn er seine Decke ausbreitet und sich darauf niederlässt. Es hat etwas von einer Stehaufmännchen – Natur.
Seine Devise könnte lauten: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“