Der Weg des Herzens

In der Hermetik gilt das Herz als „Kind des Äthers“, welcher den Lebensfunken aus dem Makrokosmos herein holt. Gleichzeitig ist es die „Mutter der Erde“ (der Elementegenese folgend), welche das grobstofflich, Gewordene darstellt.

Dem Feuerelement zugeordnet und von der Sonne signiert, ist das Herz unser Wahrnehmungszentrum.

Alles außerhalb des Körpers, sowie jeder Gedanke und jede Emotion, werden als erstes von diesem Organ wahrgenommen. Der Embryo entwickelt als erstes sein Herz, und tritt somit in Verbindung mit seiner Umwelt und sich selbst.
Dort wo ein Herz aufhört zu schlagen, wird der Körper kalt und verliert seine Farbe. Sowie sich Farben, die im Feuerelement geboren werden, nur im Lichte der Sonne zeigen, so verschluckt die Dunkelheit diese zur Gänze.

Wir sprechen auch von Herzenswärme bzw. Kälte eines Menschen, als Ausdruck einer signierten Sonne.

Herzensenergie, das Feuer, zeigt sich in unseren Augen, in den Farben der Iris und im Strahlen unseres Antlitzes. Eine aufrechte Haltung zeugt von einem selbstbewussten Individuum, das gut mit dem Oben und Unten verbunden ist.
Bildlich gesprochen wohnt das Herz an der Grenze zwischen Himmel und Erde. Sein Pulsieren folgt einem Rhythmus, von Kommen und Gehen, von Wahrnehmen und Loslassen, unterbrochen von einem kurzen Innehalten, dem „Zuhören“.
Jeder Herzschlag vermittelt das zuvor fein- und grobstofflich Wahrgenommene weiter, und ist gleichzeitig ein Maß unserer Lebenszeit. Sowie ein sicheres Zeichen, dass Leben in uns pulsiert.
Aus dem Puls kann der geschulte Mensch seit jeher sämtliche „Zustände“ und Gegebenheiten herauslesen. Wie ein Tagebuch erschließt sich dadurch Vergangenheit, Gegenwart und sogar die Zukunft.

Das was wir über unsere Haut, den Sinnesorganen und der Atemluft aufnehmen, transportiert das Blut direkt zum Herzen. Aber auch unsere Gedanken und das ganze emotionale Dasein treffen dort das erste Mal zusammen, werden „gelesen“ und beeinflussen wiederum das was unser Herz in den Kreislauf durch unseren Körper freigibt. Das Blut dient dabei als Transportmittel.

Herzenswahrnehmung ist ein ganz individuelles Erkennen jedes Einzelnen von uns. Wahrnehmung und Empfindung kann zwischen zwei Menschen nicht unterschiedlicher sein. Somit ist das Herz der Sitz unsers Gemütes und das Zuhause der Individualität. Es macht uns zu Individuen und gebiert das Ego.

Und dieser Umstand ist auch, wenn man so sagen will, die Kehrseite der Medaille. Denn genau dadurch entsteht das Gefühl von Getrenntheit. Getrennt von Innen und Außen, getrennt vom Menschen gegenüber und so fort…

Somit treten wir aus der Einheit heraus. Diese Geburt trägt in sich den Urschmerz des Herausfallens aus der Ewigkeit, der Leichtigkeit des körperlosen Daseins. Es bringt uns in die schwere, grobstoffliche Existenz. Ein Gefühl von „Heimweh“, steht der Lebensfreude einer neuen Inkarnation gegenüber. Freude und Begeisterung sind das Lachen des Herzens. Fehlt der Wille zum Leben, fehlt es dem Menschen am Erkennen bzw. Vertrauen seines  Herzens.

Seine Erinnerung an ein schwereloses Dasein in der Einheit, lässt uns Menschen immer wieder auf der Suche sein. Auf der Suche nach einem Zuhause, das nicht im Außen, nicht auf dieser Erde zu finden ist.

Schwere oder gar gebrochene Herzen sind physisch kaum zu heilen. Das Potenzial der Gesundung steckt im Herzen selbst. Der Freiraum zwischen den Herzschlägen, dieses kurze Innehalten, gibt uns die größte Möglichkeit einer Wende. Nehme ich bewusst Leichtigkeit und Freude in welcher Form auch immer wahr, fängt mein Herz das auf, legt es in den nächsten Herzschlag, und schickt diesen Funken durch meinen ganzen Körper.
Wobei angedacht sein sollte, dass dieses Organ nicht als Pumpe im herkömmlichen Sinne verstanden werden darf. Das was es weiterleitet ist Wahrnehmung und nicht Blut an sich. Physikalisch wäre das gar nicht möglich (wird aber immer noch so erklärt).

Um es mit Wilfried Hacheney´s Worten zusammenzufassen: Das Herz ist der Ort der Auflösung und der Erneuerung, und damit auch die Voraussetzung der Gestaltung. Wenn das Blut sich arteriell auf den Weg macht, gestaltet es. Wenn es im Venösen zurückkommt, löst es auf. Diese Kräfte des Zurücknehmens und Saugens und vor allen Dingen des Gestaltens, die bringe ich über mein Menschenbewußtsein in das Blut hinein.

Die Alten sagen, dass die Entwicklung des Herzen noch nicht abgeschlossen ist. Erst wenn es mit dem Gehirn vereint ist, ist der Mensch vollkommen. Die großen Lebenselixiere sind zumeist alle Herz und Gehirnstärkend.
Es ist auch nur diese Organ, welches glatte und quergestreifte Muskulatur aufweist. Noch wird es vom Unbewussten gesteuert, aber in ferner Zukunft soll es bewusst „bewegt“ werden können. Dann haben Herz und Gehirn zueinander gefunden, und die Erinnerung des Herzens an die Einheit ist ein bewusstes Erkennen im Gehirn geworden.  Die Suche des Menschen nach dem Paradies hat dort sein Ende, und der Mensch ist in seinem Herzen angekommen.

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4 Gedanken zu „Der Weg des Herzens

    1. Lieber Rainer, das freut mich ganz besonders, das Freunde der „Kunst“, wie du einer bist, gefallen an meiner Seite finden. Da ich noch lange nicht zu den „Alten (Weisen)“ gehöre, steckt meine Philosophie noch in den Kinderschuhen…aber irgendwann muß man ja mit irgendetwas beginnen!! ;))
      lg. m.

  1. Liebe Magdalena!
    So schöne Worte, die du da schreibst, sie könnten schöner nicht sein! Du holst mich gerade aus einem tiefen Winterloch heraus, danke dafür!!!

    1. Liebe Elisabeth!

      Das ist aber schön, nicht dein Winterloch, aber das es dein Herz berührt hat, und dort einen „Funken“ in dieser aktuellen „Finsternis“ hinterlassen konnte.
      Ich danke dir für deine „Wegbegleitung“.
      lg.m.

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